Ein Besuch des urtümlichen Bazars in Elazig mit seinem unglaublichen Angebot an Obst und Gemüse und ein Abstecher zur besten Konditorei vor Ort war für die deutsche Delegation Pflicht, bevor ein absoluter Höhepunkt anstand: Im Rathaus wurden die deutschen und türkischen Projektpartner vom neugewählten Bürgermeister von Elazig herzlichst willkommen geheißen. Erst seit wenigen Wochen im Amt erzählte Mücahit Yanilmaz von seinem Werdegang und seinen Besuchen in Deutschland. Der in Elazig geborene Verwaltungsbeamte erwähnte die enormen Anstrengungen der Stadt Elazig im Bereich der Infrastruktur und bezeichnete diese als große Herausforderung für sein neues Amt. Über eine Stunde dauerte der Empfang beim höchsten Repräsentanten der Stadt.
Singende Schulleiter und leitende Schulamtsbeamte und tanzende Seminardirektoren waren der krönende Abschluss des ersten Besuchstages in Elazir. Im Vereinshaus des Heimatvereins in Elazir wurde das Harputlied und die urtümliche und jahrhundertealte Musik in einem exklusiven Konzert für die Gäste aus Deutschland geboten. Die jungen Musiker des Vereins sangen und spielten die traurige Geschichte von der unerfüllten Liebe eines Mädchens auf unnachahmliche Weise. Gemeinsam wurde mit den Gästen bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert.
Zweiter Besuchstag:
Früh aufstehen hieß es für die deutsche Delegation und ihre Gastgeber am zweiten Besuchstag. Eine abenteuerliche und unvergessliche Fahrt entlang des Keban - Stausees im nagelneuen Bus der Stadt Elazig stand auf dem Programm. Nach fast dreistündiger Fahrt über teils sehr steile Straßen im anatolischen Hochland immer entlang des Stausees, der wenig Wasser führte, da im vergangenen Winter nur wenig Schnee fiel - ungewöhnlich für eine Region, die bis auf eine Höhe von 2000 Meter reicht und in der üblicherweise ein kontinentales Klima herrscht.
Die sehr dünn besiedelte Landschaft mit ihren kargen und sehr steilen Bergen faszinierte mit ihrer Weite und strengen Schönheit die Delegation aus dem Unterland.
In den wenigen Dörfern und kleinen Gemeinden, die durchfahren wurden, konnten überall Neubauten von Schulen gesehen werden. Etappenziel 1 war dann die pittoreske Hauptgemeinde des gleichnamigen Landkreises Kamalye, wenige Kilometer nach dem "Ende" des Stausees. In dieser herrlich ursprünglichen Gemeinde mit gerade einmal 3000 Einwohnern war die Fahrt mit dem Reisebus aus Elazig zu Ende. Nach einem Mittagessen und einem kleinen Bummel durch die herrliche Altstadt mit fleißigen Handwerksbetrieben hieß es umsteigen in einen "geländegängigen" Bus mit Allradantrieb.
Der Karasu, einer der beiden Quellflüsse des Euphrat, der im inneren Tazrusgebirge entspringt, hat sich auf seinem Weg durch das Hochgebirge in eine enge und einmalige Schlucht gegraben. Ein fast 700 m breiter Canyon wurde auf halber Höhe durchfahren - Nervenkitzel wegen fehlender Wegabschrankungen für alle Passagiere inklusive! Aussteigen und die unglaubliche Ruhe und Einsamkeit der Schlucht erfahren - dies hinterließ bleibende Eindrücke bei allen Mitfahrern. Seminardirektorin Susanne Ruof, Hobbybotanikerin und Kräuterspezialistin, zeigte sich besonders von den wilden Kräutern im Canyon begeistert.
Die Expedition der Projektpartner fand ihren Abschluss dann mit dem Besuch der naturkundlichen Fakultät der Universität. Mehrere hundert Studenten arbeiten, erforschen und lernen die heimische Fauna und Flora in neugestalteten Räumen am Ausgang der Schlucht kennen.
Nach der Rückfahrt ins "heimische" Elazig wartete die nächste Überraschung auf die deutschen Besucher. Im Haus des Projektpartners Mehmet Yildirimer wurde zum Abschluss des Projekts von den türkischen Partnern gekocht. "Harput - Köfte" hieß das Gericht, das alle vegetarischen Genüsse der Region in unglaublich wohlschmeckender Vielfalt vereinte.
Die aufkommende Wehmut des Abschieds aus Elazig trübte den Genuss nicht und die Erinnerungen an die gemeinsame Projektzeit und die Vorfreude auf den letzten Besuch der türkischen Delegation in Deutschland wurde ausgekostet.
Abreisetag:
Pünktlich begann die Fahrt der Delegation aus Deutschland am Abreisetag. Einchecken und Gepäckaufgabe funktionierten wie gewohnt reibungslos und der Abschied aus Elazig im strahlenden Sonnenschein war geprägt von Dankbarkeit für die unglaubliche Gastfreundschaft und der Erinnerung an unvergessliche Eindrücke aus der ostanatolischen Region Elazig.
Was ist PRL?
Das Projekt "PRL" schlägt eine Brücke zwischen zwei Ländern, nämlich Deutschland und der Türkei. Die Leseförderung und Steigerung der Lesekompetenz der Schüler und Schülerinnen, insbesondere der benachteiligten ( in kognitiver, sozial-ökonomischer kultureller Hinsicht) steht im Mittelpunkt einer innovativen Kooperation lokaler Institutionen.